Multidisziplinäre "Dido"-Performance in Wiener Neustadt

Als letzte Premiere der Herbstausgabe des von Anna Maria Krassnigg geleiteten Theaterfestivals „Europa in Szene“ in den Kasematten Wiener Neustadt ist am Donnerstagabend der türkische Tanzkünstler Korhan Basaran aufgetreten. Mit der multidisziplinären Solo-Performance „Dido“ ließ er den antiken Mythos auf eigenwillige Weise aufleben.

Beim Betreten des Saales liegt ein freundlicher, in eine Art Toga gehüllter Mann auf den Stufen des mit papierenen Kringelketten drapierten Zuschauerraums und faltet Papierschiffchen, die er dann an die Besucher verteilt. Schließlich lautet das Motto der „Special Edition“ des Festivals diesmal „Sea Change“ (nach William Shakespeare), und auch die tragische Love Story von Dido und Aeneas beginnt mit einem Schiffbruch.

Basaran verkörpert im wahrsten Sinn des Wortes diese Liebesgeschichte mit Elementen aus Tanz, Musik (Tolga Yayalar) und Videoprojektion (Ataman Girisken) und greift bei den englischsprachigen Texten hauptsächlich auf Christopher Marlowes „Dido, Queen of Karthage“ zurück, kurz auch auf Vergils „Aeneis“. Dabei bringt er vorwiegend die Emotionen von Dido zum Ausdruck, schlüpft somit als (Schmerzens-)Mann in die Rolle der karthagischen Königin. Das erzeugt einerseits einen gewissen Verfremdungseffekt, andererseits entsteht eine geradezu archaisierende Darstellung des Leidens am Verlassensein. 

Mit dem Dido-Motiv hat sich Basaran von Jugend an auseinandergesetzt. So ist es denn auch kein Wunder, wenn die sonst meist psychedelisch oder aber geräuschhaft tonmalerisch eingesetzte Musik gegen Ende Henry Purcells Arie „Remember me“ zitiert, ehe Dido sich dem Flammentod hingibt. Das Publikum sparte nach 65 Minuten nicht mit Beifall.  

(S E R V I C E – Wiener Neustadt, Kasematten: Theaterfestival Europa in Szene, bis 24. September. Korhan Basaran, „Dido“, weitere Aufführung am 22. September. Information: )

(APA)

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