Schnurrender Katzen-Jazz: "Aristocats" feierte Premiere in der Wiener Volksoper

„Aristocats“: Die Wiener Volksoper zeigt das Stück um Haus- und Straßenkatzen in einer dynamischen Fassung für Kinder und Katzenfans.

Eine Musik, die abgeht wie Schmidts Katze: 1970 – und damit gut zehnJahre vor dem Musical „Cats“ – brachte der Maus-Konzern Disney mit den“Aristocats“ einen Zeichentrickklassiker auf die Leinwand, in dem dieHauptdarsteller auf Samtpfoten swingen, bis die Schnurrhaare zittern. lles andere alsKatzenjammer herrschte bei der umjubelten Premiere am Sonntag.

Premiere von „Aristocats“ in der Wiener Volksoper

Dass Klein wie Groß bei der Schlussnummer des rund 70-minütigen Stücksnicht nur mitklatschten, sondern die Beteiligten am Ende ausgiebigfeierten, ist dabei nicht zuletzt ein Verdienst von Regisseur FlorianHurler, der mit dem „Dschungelbuch“ bereits einen Kindererfolg am Hausgelandet hatte. Angenehm unplüschig erzählt er diesmal die Geschichte umdie feine Hauskatze Duchesse und ihre wohlbehüteten Kinder Marie,Toulouse und Berlioz, die als potenzielle Millionenerben vom sinistrenButler Edward ausgesetzt werden und dank des Streuners Thomas O’Malleynicht nur den Weg nach Hause, sondern auch die Liebe finden.

Hunde sind einfach durch Kappen mit etwas überdimensionalen Ohrenschützern gekennzeichnet, Katzen mit etwas spitzohrig zulaufenden Frisuren, und Gänse sind mit einem nach hinten auskragenden Petticoat ausgestattet. Den Rest besorgt die Fantasie. Das Geschehen spielt dabei ausschließlich auf der Vorderbühne, während eine Leinwand im Hintergrund mit federstrichartigen Zeichnungen Räume eröffnet und animiert. Da werden mit kleinen Mitteln große Effekte wie eine ruckelige Lkw-Fahrt möglich.

Katzen-Jazz in der Wiener Volksoper

Aber nicht nur die von Christof Hetzer konzipierte Bühne ist angenehm entschlackt, auch der Text aus den frühen 70ern wurde von Nicolaus Hagg vom Staub der Jahrzehnte befreit. So gibt es moderne Einsprengsel wie Anspielungen an „La La Land“, das Dissen von Menschen als „Ganzkörperglatzen“ oder ein kurzes Zitat der „West Side Story“, wenn Hund und Katz‘ aufeinandertreffen. Nicht zuletzt aber sind auch die Geschlechterverhältnisse ins Jahr 2023 transponiert, wenn etwa Straßenkater O’Malley stets korrigiert wird, sobald er eine weibliche Katze „Schätzchen“ nennt. Der Dialog zwischen den Duchesse-Kindern „Ist das ein Macho?“ – „Ich glaube nicht – die sind doch ausgestorben“ spricht hier Bände.

Dass sein Text ordentlich umgesetzt wird, dafür trägt Hagg als grantiger Butler Edgar mit komikhafter Plauze und clownesker Mimik gleich selber Sorge, während Lisa Habermann als verbindliche Duchesse von einem jungenhaften Peter Lesiak als O’Malley angeschmachtet wird. Und in den Partien des Duchesse-Nachwuchses können drei Mitglieder des Volksopern-Kindernchores glänzen, wobei vor allem die junge Hannah Lehner als Marie mit stimmlich souveräner Interpretation heraussticht.

Einzig an der Tonmischung muss dasTeam der „Aristocats“ noch etwas feilen, um die Textverständlichkeit beiden Musikpassagen zu gewährleisten. Dann ist bei diesemVolksoper-Kindererfolg aber so was von gar nichts für die Katz‘!

(APA/Red)

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