Die Risiken hinter den Schnäppchen-Seiten
Online-Shops mit atemberaubend niedrigen Preisen sind keine Seltenheit mehr. Sie begegnen uns auf fast allen Plattformen und werden mit allerlei Werbekampagnen immer sichtbarer platziert. Insbesondere der Online-Versandhandel Temu ist spätestens seit Anfang 2023 in Europa nicht mehr wegzudenken und steht derzeit weit oben in den App-Charts.
Laut Rechtsanwalt Christian Solmecke, Partner der Kanzlei WBS LEGAL und Host des gleichnamigen YouTube-Kanals, gehört der Shop zu einem der am schnellsten wachsenden E-Commerce-Unternehmen in China. Ziel des Unternehmens soll es unter anderem sein, Verbraucherinnen und Verbrauchern in der westlichen Welt den Zugang zu chinesischen Produkten zu ermöglichen.
Doch das hat seine Tücken: Deswegen warnt der Verbraucherschutz regelmäßig vor dem Kauf in nicht-europäischen Shops. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen, bevor man in die Falle eines vermeintlichen Schnäppchens tappt.
So wird aus einem Schnäppchen Wucher
Die Preise sprechen augenscheinlich für sich, dazu kommt eine kostenfreie Lieferung. Logischerweise wird da schnell auf den Bestell-Button geklickt. Doch die Waren und Produkte kommen von Drittanbietern aus nicht EU-Ländern. So können bei Wish, Temu, AliExpress oder Shein mit einer Bestellung schnell hohe Zollgebühren anfallen, die den scheinbaren Schnäppchenpreis in die Höhe treiben. Der Anbieter Temu sei laut Verbraucherzentrale NRW in vielen Fällen zwar von EU-Zollgebühren befreit, weil eine Zollgebühr erst fällig werde, wenn der Warenwert 150 Euro übersteigt. Doch das gelingt dem Extrembilligshop nur, da Bestellungen in kleinen Paketen mit einem Warenwert unterhalb der Zollgrenze versendet werden. Wenn das von den Zollbehörden jedoch entdeckt wird, kann es richtig teuer werden: Die anfallenden Gebühren müssen Käuferinnen und Käufer selbst zahlen.
Und nicht nur das: Aufgrund der langen Lieferzeiten nach Europa kann es vorkommen, dass Pakete gar nicht erst ankommen. Die Verbraucherzentrale rät daher, erst nach der Lieferung zu bezahlen und die bestellten Produkte keinesfalls per Vorkasse zu zahlen – sonst bleibt man unter Umständen auf diesen Kosten sitzen.
„Heißes Gerät“: Fehlender Sicherheitsstandard
Doch die finanzielle Falle bleibt nicht das einzige Problem, dem sich Online-Shopper möglicherweise stellen müssen. Ein weiteres Risiko kann die fehlende Zertifizierung der angebotenen Produkte sein. Stiftung Warentest warnt vor gravierenden Mängeln in der Qualität und Sicherheit der Produkte, die verkauft werden. Denn Produkte aus asiatischen Märkten, die auf Wish, Temu oder AliExpress angeboten werden, entsprechen häufig nicht den europäischen Sicherheitsstandards. Dies könne vor allem bei Elektronikartikeln, Kinderspielzeug oder Kleidung gefährlich werden.
Bei elektronischen Geräten sollte man laut Stiftung Warentest also immer darauf achten, dass ein Produkt mit dem "CE-Zeichen" versehen ist, um mögliche Risiken zu minimieren.
Alles kaufen, alles wissen? Datenschutz der Online-Shops
Neben den finanziellen und gesundheitlichen Risiken birgt das Einkaufen auf Plattformen wie Wish, Temu und AliExpress auch gänzlich unsichtbare Gefahren. Stichwort: Datenschutz. Der Verbraucherschutz NRW warnt auch hier davor, dass die persönlichen Daten in solchen Shops unsicher seien. Grundsätzlich herrsche bei diesen Shopping-Plattformen wenig Transparenz darüber, wie die Daten der Nutzer gesammelt und verwendet werden. Laut Rechtsanwalt Christian Solmecke sei besonders die Temu-App an Daten seiner Käuferinnen und Käufer interessiert, darunter fallen die Nutzung der Ortungsdienste, Zugriff auf Kamera sowie Mikrofon und die Kontaktliste.
„Fake it till you make it“: Eine Masche für die Masse
Neben den Datenschutzrechtsverstößen seien laut Solmecke aber auch Wettbewerbsverstöße bei Temu gegeben, die Verbraucherinnen und Verbraucher täuschen können. Konkret betreffe das die sogenannten Blitzangebote oder ein zeitlich begrenzter kostenloser Versand. Der angegebene Timer auf der Website oder in der App liefe also nicht wie laut Temu angekündigt ab, sondern werde nach Ablauf der Zeit zurückgesetzt und starte neu.
Dabei sind zeitlich begrenzte Angebote nicht das Einzige, womit Extrembilligshops locken. Auch Plagiate oder Kopien von teuren Produkten versprechen ein Einkauferlebnis getrau dem Temu-Motto "Shop like a Billionaire". So findet sich mal eine Uhr im Apple-Design, mal ein Kleid im Design von Versace. Zudem finden sich zahlreiche Produkte mit verbotenen Symbolen.
Das Problem: Der Kauf von Plagiaten und Gegenständen mit verbotenen Symbolen ist illegal. Rechtsanwalt Christian Solmecke warnt auf YouTube vor den möglichen Kontrollen beim Zoll, die gefälschte und verbotene Gegenstände beschlagnahmen und vernichten. Im schlimmsten Fall werden sogar Verbraucherinnen und Verbraucher unter bestimmten Vorrausetzung für Marken- und Designverstöße verantwortlich gemacht.
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