Joy Denalane kehrt mit neuer Platte zu ihren Wurzeln zurück
Drei Jahre nach ihrem letzten Album meldet sich die Soulsängerin Joy Denalane musikalisch zurück. Mit ihrem sechsten Studioalbum „Willpower“, das am Freitag (6. Oktober) erscheint, präsentiert die gebürtige Berlinerin nicht nur Soul als Befreiungsmusik, sondern kehrt gewissermaßen auch zu ihren Wurzeln zurück.
Nachdem sie den Vorgänger „Let Yourself Be Loved“ (2020) als erste deutsche Künstlerin mit dem US-amerikanischen Soullabel Motown veröffentlichte, erscheint die neue Platte „Willpower“ wie schon vor 21 Jahren ihr erstes Album „Mamani“ (2002) beim Berliner Plattenlabel Four Music. „Emotional ist es auf jeden Fall eine Rückkehr“, sagt Denalane im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Emotional ist auch ihr Album. Allen voran der Song „Happy“, den sie ihrem Vater widmet, der während der Arbeit am Album verstarb. „Es war mir total wichtig, den Moment und das empfundene Gefühl in Form eines Songs festzuhalten“, erzählt die Sängerin. Doch wie der Titel bereits verrät, ist es kein klassisches Trauerlied, sondern transportiert auch viele glückliche Erinnerungen.
Überhaupt korrespondieren die nachdenklichen Momente kongenial mit den kraftvollen, lebensfrohen. So vermitteln „Fly By“ oder der Jazz-inspirierte Song „Far Cry“ leichte, unbeschwerte Klänge, während etwa „Good Times Better“ oder „Soweto“ tiefsinnige Töne anklingen lassen. Alle zwölf Songs gemein haben neben Denalanes kraftvoller Stimme auch die sensiblen Arrangements.
„Ich versuche mit dem Stil das Musizieren zuzulassen und zuzulassen, dass die Instrumente miteinander kommunizieren“, erklärt die Musikerin, die das Album mit ausschließlich englischsprachigen Songs im „Genre des Soul und R&B ganz gut aufgehoben“ sieht. „Phonetisch und melodisch fühle ich mich der englischen Sprache sehr nah“, erklärt Denalane, die auch schon Alben nur auf Deutsch sang.
Ohnehin sieht die in diesem Jahr 50 Jahre alt gewordene Denalane keine „Trennlinie“ zwischen den Sprachen. Gleichwohl sei ihre musikalische Entwicklung durch kaum deutsche Referenzen in ihrem Genre über englischsprachige Musik gegangen. Entwickelt hat sie daraus ihren eigenen Stil. „Meine Songs sind eine Mischung aus Fiktionalität und gelebtem Leben.“
Als Tochter eines südafrikanischen Vaters und einer deutschen Mutter hat die gebürtige Berlinerin schon früh einen Kampf um Identität und Selbstverortung geführt. „Willenskraft war schon sehr früh in meinem Leben als Motivation da. Ich habe mir früh antrainiert, einen Weg zu gehen, ohne an jedem Punkt auf Unterstützung oder Zutrauen zu stoßen“, erzählt Denalane.
Nicht zuletzt wenn sie von „Willpower“ singt, werden diese Erfahrungen und die Akzeptanz, die Dinge so zu nehmen, wie sie nun mal sind, spürbar. Und dann gibt es noch „Hideaway“. Der Song besticht durch seine angenehme Leichtigkeit und Discostimmung und erzählt von der Zeit, wenn die Kinder flügge werden und das Haus verlassen. Wehmut und Loslassen treffen auf Vorfreude auf die neu gewonnene Freiheit zu zweit.
Gefühle, die auch Denalane und ihr Ehemann Max Herre (50) nach dem Auszug ihrer beiden Söhne erlebt haben. „Natürlich kennen wir uns mehr oder weniger in- und auswendig, aber jetzt ist es noch einmal eine andere Phase. Wir sind 1999 zusammengekommen und waren 2000 dann schon früh Eltern“, erklärt die 50-Jährige. „Da hatten wir wenig Zeit, als Paar ohne Familienanhang zu leben und durch die Welt zu gehen.“
Wie bereits bei früheren Alben hat Denalane auch „Willpower“ unter anderem zusammen mit dem gebürtige Stuttgarter Herre produziert. Die berufliche Zusammenarbeit mit ihrem Mann, von dem sie zwischen 2007 und 2011 getrennt lebte, sei „eigentlich die ganze Zeit win-win“, findet sie. Auch das Zusammenleben mit jemandem, der den eigenen Beruf kenne und teile, sei toll.
Die besungene neue Zweisamkeit und viele Reisen, die sich das Paar für die Zeit nach dem Auszug der Kinder vorgenommen hat, wie Denalane im Interview verrät, müssen aber erstmal noch warten. „Ich glaube, wir haben nie so viel gearbeitet wie in dieser jetzigen Phase unseres Lebens“, sagt die Sängerin. Ab November geht die Reise für Denalane mit neuen Album im Gepäck zunächst auf Deutschland-Tournee.
(S E R V I C E – )
(APA/dpa)
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