Letztes Heimspiel des Weltklassepercussionisten Grubinger

Der vielleicht Größte seines Fachs verlässt die Bühne: Weltklassepercussionist Martin Grubinger gab am Samstagabend im restlos ausverkauften Großen Festspielhaus das definitiv letzte Konzert in seiner Heimatstadt Salzburg. Mit gerade einmal 40 Jahren beendet der Musiker seine Karriere, mit der er Musikgeschichte geschrieben hat: Der Ausnahmekünstler holte das Schlagwerk vom Bühnenhintergrund an die Rampe und machte es zum umjubelten Soloinstrument.

Der Entschluss zum Abschied aus den Konzertsälen mit 40 war keine spontane Laune, es war ein lange geplanter und auch angekündigter Entschluss: Es sei nicht nur mental eine sehr große Herausforderung, sondern zehre auch physisch an den Kräften, erklärte er gestern im Bühnengespräch mit seinem Freund, dem ZIB-2-Moderator Armin Wolf. Niemand unter den rund 2.500 Besucherinnen und Besuchern hätte auch nur einen Augenblick Grund zum Zweifeln daran gehabt. Und das nicht nur, weil die im Programm angekündigte Dauer des Abends von zwei Stunden fast verdoppelt wurde.

Das Programm war bunt gemischt und reichte vom kolumbianischen Musiker Camilo über Astor Piazzolla – ein umwerfender „Libertango“ – und Sting bis zu einem Werk seines Vaters und Mentors Martin Grubinger sen., wegen der Namensgleichheit kurz Chief genannt. Chief dirigierte auch das überragende rund 20-köpfige Percussive Planet Ensemble, dessen Musiker Grubinger teils schon mehr als 20 Jahre lang begleiten. Präzision auf allerhöchstem Niveau.

Damit verabschiedete sich Martin Grubinger von Salzburg, wo er am 29. Mai 1983 geboren wurde. Die Schlaginstrumente wurden ihm quasi schon in die Wiege gelegt, denn schon sein Vater, der „Chief“, unterrichtete sie. Bereits im Alter von elf, zwölf Jahren habe sich herausgestellt, dass er besser spiele als sein Vater, meinte Grubinger junior. Damals strebte er noch eine Karriere als Schlagzeuger bei den Wiener Philharmonikern an.

„Das war das Höchste, was man erreichen konnte. Schlagzeugsolist bei großen Konzerten – das gab es damals noch nicht.“ Mit 15 Jahren machte der Musiker dann auch international auf sich aufmerksam: Beim zweiten Welt-Marimba-Wettbewerb im japanischen Okaya, zum dem er alleine anreisen musste, weil der Reisepass seines Vaters abgelaufen war, stieg er Runde um Runde bis ins Finale auf, ebenso beim EBU Wettbewerb in Norwegen.

Das Schlagzeug als Soloinstrument war damit aber noch nicht etabliert: Beim Schleswig-Holstein Musik Festival 1998 habe er mit seinem Auftritt „sozusagen den Saal leergespielt“, erinnerte er sich gestern. Der Durchbruch war aber nicht aufzuhalten, und wenn er nun aufhöre, bleibe das Schlagzeug als Soloinstrument erhalten. Eine musikalische Literatur dafür gebe es jetzt auch. Alleine 30 bis 35 Werke sind laut Grubinger für ihn komponiert worden, wobei er das Konzert für Schlagzeug und Orchester von Friedrich Cerha besonders hervorhob.

Während er seine schulische Karriere am Musischen Gymnasium zugunsten der musikalischen Laufbahn abbrach, setzte er seine musikalische Ausbildung am Bruckner-Konservatorium in Linz und ab 2000 am Mozarteum in Salzburg fort. 2015 wurde Grubinger Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste, und seit 2018 ist er „ein sehr strenger“ Universitätsprofessor für klassisches Schlagwerk & Multipercussion an der Universität Mozarteum.

Die Neugier auf seine künftigen Vorhaben sei groß, sagte Grubinger: Neben seiner Professur am Mozarteum, wo er seine Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre weitergeben und ein „richtiger Sparringpartner für die Studierenden“ sein möchte, will er nun in München Geschichte studieren. Sein Interesse liegt an der Geschichte seit der Französischen Revolution bis zur gegenwärtigen Politik. Und sein drittes Projekt ist eine App namens myGroove, „mit der wir Menschen begeistern wollen, wieder Musik zu machen, egal, auf welchem Level man steht“. Und schließlich: Am Drumset möchte er sich auch noch verbessern…

(S E R V I C E – Den nun wirklich allerletzten Bühnenauftritt Grubingers gibt es morgen, Montag, 25. September, um 19.30 Uhr im Grazer Stefaniensaal mit dem Programm „Peter, Martin und der Wolf“, also mit Peter Filzmaier und Armin Wolf. Der Abend ist ausverkauft. )

(APA)

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