Matthias Schweighöfer im Interview: "Ich habe viel von meiner Frau gelernt"

Viele deutsche Schauspieler haben es schon versucht – er hat's geschafft: Matthias Schweighöfer, 42, geboren in Mecklenburg-Vorpommern, ist heute auch in Hollywood vor der Kamera erfolgreich. In der Netflix-Komödie "Family Switch" spielt er gerade an der Seite von Jennifer Garner, 51, zuvor wirkte er in dem Kino-Blockbuster "Oppenheimer" mit. Und in "Girl You Know It’s True", der Verfilmung des Milli-Vanilli-Skandals, der weltweit für Furore sorgte, ist Schweighöfer in einer Hauptrolle zu sehen.

Matthias Schweighöfer im GALA-Interview

GALA: Sie spielen den umstrittenen Musikproduzenten Frank Farian. Was war die größte Herausforderung?
Matthias Schweighöfer: Sein saarländisch-hessischer Dialektmix war schon eine Hausnummer. Und wenn er dann auch noch Englisch spricht … Am wichtigsten war mir, dass keine Persiflage oder Karikatur herauskommt. Wir haben uns in einem Videotelefonat kennengelernt. Ich bin total froh, dass er alles abgesegnet hat, weil er mit dem Film und mir leben muss. Alles andere müssen andere bewerten. (lacht)

Als das Duo Milli Vanilli seine großen Hits hatte, waren Sie acht, neun Jahre alt. Wann sind Sie erstmals mit dieser Musik in Berührung gekommen?
Damals war gerade die Mauer gefallen, da hatten wir im Osten echt andere Themen als den Milli-Vanilli-Skandal. Mit 14, 15 bin ich dann auf die Songs gestoßen. Die waren ja alle gut.

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Nur gesungen haben Fab Morvan und Rob Pilatus sie nicht – es war Betrug. Wie wichtig ist es Ihnen persönlich, die Wahrheit zu sagen?
Ich bin schon ehrlich und erwarte das auch von anderen. Manchmal muss man aber abwägen, ob die Wahrheit in dem Moment mehr Schaden anrichten könnte als nötig. Dann verhalte ich mich eher diplomatisch.

Seinen Kindern sagt Matthias immer die Wahrheit

Was war Ihre letzte Notlüge?
"Klar habe ich das Drehbuch schon gelesen!" Funktioniert allerdings meist nicht so gut. (lacht)

Und wie halten Sie es bei Ihren Kindern?
Da sage ich immer die Wahrheit. Und meine Kinder sind auch ehrlich zu mir.

Der Papa wird nicht schon mal angeflunkert?
Doch, klar. Das ist dann lustig, weil sie spätestens eine halbe Stunde später, wenn das schlechte Gewissen sie plagt, mit der Sprache herausrücken. Da bin ich ganz stolz.

Können Sie unter Freunden eine Lüge verzeihen?
Wenn jemand sich nicht traut, mir die Wahrheit zu sagen, wird es ja einen Grund geben. Und der muss nichts mit mir zu tun haben. Man sollte aber darüber sprechen. Ich halte nichts davon, ewig beleidigt zu sein, sondern gebe dann auch gerne eine zweite Chance.

Matthias Schweighöfer: „Meine Frau hat mir geraten, nicht so schnell zu urteilen“

Ist Ihnen das schon immer leichtgefallen?
Nein, ich habe das von meiner Frau gelernt. Sie hat mir geraten, nicht zu schnell zu urteilen. Heute stelle ich mein Ego nicht mehr über andere, sondern höre besser zu.

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Könnten Sie über einen Seitensprung hinwegsehen?
Auch dafür gibt es ja Gründe. In einer Partnerschaft sollte Raum dafür sein, ehrlich miteinander zu sein, was man anschließend zu ändern bereit ist. Natürlich ist das extrem verletzend, aber es gehören zwei dazu, sich in so eine Situation zu bringen. Wenn man darüber nicht mehr reden kann, wird es eh schwierig.

Sie sagen, dass Sie dank Ihrer Gesprächstherapie, die Sie seit einiger Zeit mit Ihrer Partnerin Ruby O. Fee machen, besser kommunizieren. Wie gelingt das?
Ich habe in der Therapie gelernt, dass alle Trigger und Ängste des anderen erst mal nichts mit mir zu tun haben. Es sind ja die Gefühle des anderen. Ich halte dann die Klappe und höre zu.

„Ich bin es gewohnt, dass sich alles um mich dreht, wenn ich einen Raum betrete.“

Fällt Ihnen das schwer?
Schon, weil ich dadurch auch mein Leben hinterfrage. Ich bin es gewohnt, dass sich alles um mich dreht, wenn ich einen Raum betrete. Das ist natürlich nicht gesund.

Sie sagen, dass Sie und Ihre Partnerin unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Wie sieht das aus?
Aktuelles Beispiel: Durch Ruby bin ich aufs Thema analoge Fotografie gekommen. Wenn ich eine Kamera kaufen will, muss alles ganz schnell gehen, zack zack. Ruby sucht 'ne Woche länger – und findet dann das geilere Modell. Aber, auch das habe ich gelernt: In einer Partnerschaft muss nicht alles synchron laufen. Das macht das Leben interessant.

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Wie würden Sie das Tempo in Hollywood beschreiben, wo Sie jetzt schon seit einiger Zeit leben und arbeiten?
Es ist eine total andere Herangehensweise an den Film. Schnell schnell gibt es da nicht. Weil so viel Geld im Spiel ist, muss alles perfekt sitzen. Dafür nimmt man sich die Zeit.

So leben Matthias und Ruby O. Fee in Los Angeles

War die Entscheidung, nach L. A. zu gehen, rückblickend die richtige?
Ruby und ich versuchen weiterhin beide Welten fifty-fifty zu leben – Berlin und Los Angeles. Deutschland ist mein Zuhause, aber ich liebe auch die Energie drüben. Ich würde beides nicht missen wollen.

Wie leben Sie in Los Angeles?
Wir haben einen ganz normalen Alltag, treffen Freunde, darunter auch einige Deutsche. Weil Ruby ja früher schon länger in L.A. gewohnt hat, kennt sie viele Leute.

Und wie vertreiben Sie sich sonst die Zeit?
Wir gehen gerne hiken. Die Natur ist dort unglaublich schön, überall lauern Fotomotive. Ich liebe die Berge, aber wir sind auch viel am Meer. Und wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich entweder zu den Rams zum Football oder zu den Lakers zum Basketball.

Sie waren und sind in diesem Jahr mit großen Filmprojekten zu sehen. Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie zufrieden sind Sie mit dem Jahr 2023?
Eine klare Neun! Ich bin dankbar für alles.

Wo verbringen Sie Weihnachten?
Ich habe noch nie in einer warmen Gegend gefeiert – vielleicht ist es mal Zeit abzuhauen. Gerne auch ohne Weihnachtsbaum. Denn wenn man wie ich mit getrennten Eltern aufgewachsen ist und selber noch eine Patchwork-Familie hat, ist Weihnachten ein sehr stressiges Fest.

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