Eine KritikvonAndreas Reiners Diese Kritik stellt die Sicht von Andreas Reiners dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.
Prinz Harry hatte ein bisschen Angst, er verspürte ein leichtes Unbehagen. Und auch Respekt. Deshalb war der prominente Gast des „Aktuellen Sportstudios“ gar nicht so erpicht darauf, an der legendären Torwand anzutreten. Er fragte sich, wie er den Ball in die Löcher bekommen soll, seine Begeisterung hielt sich sichtlich in Grenzen. Doch wie jeder andere Gast auch hatte Prinz Harry keine Wahl.
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„Es ist kein Abend wie jeder andere im Sportstudio“, versprach Gastgeberin Katrin Müller-Hohenstein , die gemeinsam mit Sven Voss durch diese spezielle Sendung führte, zum Auftakt. Und sie hielt Wort, was nicht nur an Prinz Harrys Angst vor der Torwand lag. Denn er nutzte die Gelegenheit in der 70-minütigen Sendung vor allem, um seine „Invictus Games“ in den Mittelpunkt zu rücken.
Denn sie sind sein „Baby“, sein Herzensprojekt, er ist der Initiator der Weltspiele für an Körper und Psyche verletzte und erkrankte Soldaten. Die ersten Spiele fanden 2014 statt, sie sollen die Genesung und Rehabilitation der Teilnehmer fördern und den Respekt und das Verständnis dafür, dass sie ihrem Land dienen und dabei verletzt wurden, vergrößern.
Die „Invictus Games“ finden vom 9. bis zum 16. September in Düsseldorf statt, und neuerdings sind sie auch offen für andere im Blaulicht-Einsatz Verwundete, zum Beispiel Feuerwehrleute. 21 Nationen nehmen teil, rund 500 Teilnehmer gehen in zehn Disziplinen an den Start. Prinz Harry wurde am Samstag bei der Eröffnungsfeier in Düsseldorf von den Teilnehmern gefeiert, und auch im Sportstudio erhielt er bei seinen Ausführungen immer wieder spontanen Applaus des Publikums.
Invictus Games in Düsseldorf: Was das Event für Prinz Harry bedeutet „Das aktuelle Sportstudio“: Prinz Harry dankbar und nahbar „Jedes Element dieser Spiele ist positiv und erhebend, weil Leben gerettet und verändert wurden. Und zu sehen, dass diese Menschen alle zusammenkommen und Medaillen teilen können und sich etwas erhoffen von dieser Woche, von dem Sport, ist etwas ganz, ganz Besonderes“, sagte Prinz Harry, mit dem in der Couchrunde Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und die beiden Afghanistan-Veteranen Jens Niemeyer (Deutschland) und Angelo Anderson (USA) saßen.
Man merkte Prinz Harry an, warum die Spiele für ihn ein Herzensprojekt sind. Die Fragen zu den „Invictus Games“ nahm er auf, gab emotionale und ausführliche Antworten, sich selbst nahbar und dankbar, dass er diese Bühne nutzen konnte.
„Wir haben die Gelegenheit, Menschen zu inspirieren, Menschen zu unterstützen. Menschen, die einfach diese Hilfe brauchen, die Nähe, die Zuneigung. Das ist der Geist von ‚Invictus‘.“
Angelo Anderson, Afghanistan-Veteran Wie wichtig die Spiele für die Athleten selbst sind, betonte Anderson. „Für mich bedeuten sie einfach alles. Wir haben die Gelegenheit, Menschen zu inspirieren, Menschen zu unterstützen. Menschen, die einfach diese Hilfe brauchen, die Nähe, die Zuneigung. Das ist der Geist von ‚Invictus'“, sagte Anderson. Niemeyer verwies auf die Kameradschaft, „die ist nicht teilbar, die hört nicht auf, auch nicht nach der Verwundung. Gerade dann muss sie bestehen. Und das macht auch vor dem Dienstgrad nicht Halt.“
Auch die Kritik an den „Invictus Games“ wird behandelt Es wurde aber nicht nur gelobt, auch die Kritik an den Spielen war ein Thema, auch wenn der Vorwurf, die auch von Rüstungskonzernen gesponsorten „Invictus Games“ würden zu einer Heroisierung von Militär und Krieg führen, nur kurz angeschnitten wurde. Pistorius bügelte sie erbost ab. Er verstehe die Kritik überhaupt nicht, sagte er, „denn es wird gezeigt, was Krieg anrichtet. Es wird gezeigt, welche Schrecken ein Krieg bedeutet“, so Pistorius, der die Sportler in den Mittelpunkt rückte, sie als Vorbilder bezeichnete. „Sie zeigen, wie man mit Sport seinen Weg zurück ins Leben kämpfen kann.“
Schade: Prinz Harry blieb relativ oberflächlich, als es persönlich wurde. Welche psychischen Folgen hatte sein Afghanistan-Einsatz und wie wurde ihm geholfen? Er habe fünf Jahre gebraucht, um über die Folgen sprechen zu können, sagte er, wird in der Sendung aber nicht konkret. „Die ‚Invictus Games‘ aus der Taufe zu heben, war für mich eine große Hilfe. In dieser Community zu sein, auch diese Geschichten zu hören, ähnliche Geschichten, wie ich sie erlebt habe, das war für mich ein wichtiger Moment, der wichtige Moment.“
Wer übrigens gehofft hatte, dass der abtrünnige Royal über königliche Themen wie den Todestag von Queen Elizabeth II. oder den Zoff im Königshaus sprechen würde, wurde enttäuscht – Klatsch und Tratsch wären angesichts des Ambientes, des Themas und des Gesprächsverlaufs auch völlig deplatziert gewesen.
Royals erinnern sich mit privaten Fotos an Queen Elizabeth Bewegende Geschichten der Athleten Stark wurde es hingegen, als Anderson und Niemeyer ihre eigene Geschichte erzählen konnten. Niemeyer, der bei den Spielen in mehreren Disziplinen antreten wird, verriet, dass er neuneinhalb Jahre benötigte, um zu erkennen, dass er wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung Hilfe benötigte. „Ich habe die Sinnhaftigkeit meines Dienstes in Frage gestellt, ob ich überhaupt genug getan habe, ob ich Dinge hätte verhindern können. Und das zog sich dann über Extreme wie Sportsucht, Tablettensucht, bis hin zu dem Punkt X, an dem einfach nichts mehr ging“, erzählte Niemeyer, der als Fallschirmjäger in Afghanistan war. Er ist seit dreieinhalb Jahren in Therapie, und die „Invictus Games“ sind quasi ein Teil davon.
Die Beispiele von Niemeyer und Anderson zeigen, wie wichtig die „Invictus Games“ für die Sportler sind, und wie wichtig diese wiederum dafür sind, die Botschaft der Spiele zu transportieren und zu kommunizieren. Das weiß auch Prinz Harry, der nach einem Einspieler über seine eigene Geschichte kritisch anmerkte: „Man hätte eigentlich diesen Leuten hier, diesen Menschen, den Hauptteil dieses Films widmen müssen und nicht mir. Ich war zehn Jahre im Militär mit Menschen wie diesen hier zusammen.“
„Ist das der neue Trainer für Deutschland?“
Prinz Harry Das kurzweilige Treiben an der Torwand war schließlich der runde Abschluss einer Sendung, die sich einem sehr ernsten und wichtigen Thema mit Einspielern informativ und mit guten Gesprächspartnern breit aufgestellt klug näherte und so auch auf eine gewisse Tiefe kam.
Die Angst des Duke of Sussex war übrigens berechtigt: Der 38-Jährige musste als Erster antreten und blieb ohne eigenen Treffer, Pistorius siegte mit zwei Treffern. „Ist das der neue Trainer für Deutschland?“, konnte sich Prinz Harry einen Seitenhieb nach dem blamablen 1:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan nicht verkneifen. Pistorius lehnte mit dem Einwand ab, er habe in seinem Amt genug eigene Probleme. „Das können Sie doch noch nebenbei machen“, scherzte Prinz Harry.
Ein Deutschland-Trikot musste er trotz seiner null Treffer an der Torwand nicht überstreifen, weil die zuvor in der Sendung mit Voss abgeschlossene Wette offenbar zu spontan war, um noch eines aufzutreiben. Stattdessen posierte Prinz Harry mit einem Schal des Bundesligisten Mainz 05. Er nahm es mit Humor.
Viel wichtiger war die Botschaft seiner Mission, und die ist an diesem Abend angekommen.
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