Vom Helden zur tragischen Figur
Fällt der Name Charlton Heston (1923-2008) kommen unweigerlich zwei dominante Bilder auf: Monumentalfilme und die NRA, die "Nationale Gewehr-Vereinigung" der USA. Kein Wunder, schließlich war Heston nicht nur ein herausragender Schauspieler, sondern auch, wie Fans spätestens aus der Dokumentation "Bowling for Columbine" (2002) wissen, ein überzeugter Verfechter des Waffenrechts – manche würden sogar behaupten, er sei ein Waffennarr gewesen.
Unvergessen bleibt bis heute seine berühmte Ansprache vor der versammelten Waffenlobby, in der er erklärte, dass man ihm sein Gewehr nur aus seinen "kalten, toten Händen" entreißen könne. Er stützte sich dabei auf den zweiten Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten, der das Recht auf Waffenbesitz garantiert. Doch war Heston wirklich nur ein fehlgeleiteter Patriot und das perfekte Aushängeschild für eine Organisation, die oft mehr politische Macht hatte, als ihr guttat?
Zwei Nachnamen, ein Mythos
Der Schauspieler wurde am 4. Oktober 1923 unter dem Namen John Charles Carter in Evanston, Illinois, geboren. Erst die Verschmelzung zweier Nachnamen schuf die Hollywood-Legende, die wir heute kennen: Nach der Scheidung seiner Eltern übernahm er den Nachnamen seines Stiefvaters Chester Heston und fügte den Geburtsnamen seiner Mutter, Charlton, hinzu – Charlton Heston war geboren.
Seine ersten Filmrollen ergatterte Heston in den frühen 1940er Jahren, auch im Radio war er tätig. Während des Zweiten Weltkriegs diente er drei Jahre in der Air Force, bevor er in New York als Model arbeitete und dort auch seine große Liebe, Lydia Clarke (1923-2018), kennenlernte. Clarke war ebenfalls Model und Schauspielerin und mit Heston von 1944 bis zu seinem Tod im Jahr 2008 verheiratet – fast 65 Jahre. Sie starb am 3. September 2018 im Alter von 95 Jahren.
Beruflich und privat ein echter Glückspilz
Charlton Heston fand früh sein familiäres Glück, und auch seine Schauspielkarriere nahm Fahrt auf. Nachdem er jahrelang auf der Theaterbühne überzeugte, erhielt er 1950 seine erste Hauptrolle in dem Film Noir "Stadt im Dunkel". Regisseur Cecil B. DeMille (1881-1959), mit dem Heston bereits zuvor zusammengearbeitet hatte, verhalf ihm 1956 zum Durchbruch – als Moses in "Die Zehn Gebote", wo er Gottes Wort vom Berg Sinai zu seinem Volk brachte.
Von da an wurde Heston für viele Jahre zum Kinohelden, insbesondere in großen Produktionen, die perfekt zu seinem imposanten Erscheinungsbild mit beeindruckendem Brustumfang passten. Er verkörperte Figuren wie Johannes der Täufer in "Die größte Geschichte aller Zeiten", Michelangelo in "Inferno und Ekstase" und die Titelrolle in "Ben Hur" (1959), die ihm einen Oscar als besten Hauptdarsteller einbrachte.
Von der Vergangenheit in die Zukunft
Die Ära der Monumentalfilme, in denen Heston brillierte, währte jedoch nicht ewig. Ab den späten 1960er Jahren wandte er sich zukünftigen Welten zu, wie in "Planet der Affen" und "Omega-Mann", oder meisterte Katastrophen in Filmen wie "Erdbeben" und "Zwei Minuten Warnung".
Als es für ihn in Hollywood schwieriger wurde, passende Rollen zu finden, wechselte er ins Fernsehen und trat in "Das Imperium – Die Colbys", einem Ableger von "Der Denver-Clan", auf. Seine letzte Filmrolle hatte er 2003 in "Rua Alguem 5555: My Father", wo er den KZ-Arzt und Monstrum Josef Mengele darstellte.
Vom Helden zur tragischen Figur
Heston hatte sich durch seine Leinwandrollen einen Ruf als unbesiegbarer Held erarbeitet, doch in der Realität sah er sich gegen Ende seines Lebens einem Gegner gegenüber, gegen den er nicht mehr ankam. Im Jahr 2002 machte Heston öffentlich, dass er an Alzheimer erkrankt war. Deshalb erntete der Dokumentarfilmer Michael Moore, 69, Kritik, als er einen geistig nicht mehr ganz so reaktionsfähigen Heston in seinem Film "Bowling for Columbine" (2002) anprangerte.
Moore betrachtete Heston aufgrund seiner Verbindung zur NRA als einen der Gründe für die wiederholten Amokläufe in den USA. Wie die NRA griff er Heston als das Gesicht der Waffenlobby auf und scharf an. Zugegebenermaßen benutzte Heston zuvor ähnlich polemische Methoden, die Moore oft der republikanischen Seite vorwarf.
Bevor er als das Gesicht der NRA gehandelt wurde, galt Heston als ausgesprochen liberal. Er marschierte 1963 Seite an Seite mit Martin Luther King (1929-1968) und anderen Hollywood-Stars wie Marlon Brando (1924-2004) für die Rechte der Afroamerikaner, zu einer Zeit, als solches Engagement durchaus die Karriere schädigen konnte.
Ob Hestons Liebe zu Waffen nun als verklärt oder sogar gefährlich betrachtet wird, sie passte doch zu seinem Weltbild – dem Weltbild eines Mannes, der Freiheit in all ihren Facetten liebte, wenn auch mitunter auf idealisierte Weise.
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel