"Geschenk an Udos Fans"
Knapp neun Jahre nach dem Tod von Udo Jürgens (1934-2014) erscheint am 15. September ein neues Album. Mit "Die Blumen blühn überall gleich" werden 18 seiner schönsten Kinderlieder plus vier Bonustracks neu aufgelegt. Die Songs wurden vor 50 Jahren geschrieben und waren ursprünglich auf dem Album "Jonny & Jenny – Alle Kinder dieser Welt" zu hören.
Die Texte stammen von dem bekannten Autoren James Krüss (1926-1997), der Klassiker wie "Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen" und "Henriette Bimmelbahn" verfasste. Udo Jürgens Tochter Jenny, 56, erzählt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, wie es zu der Neuauflage kam und wie es sich für sie anfühlt, die Stimme ihres Vaters immer noch so oft zu hören.
Wie ist die Idee entstanden, noch einmal die schönsten Kinderlieder Ihres Vaters zu veröffentlichen?
Jenny Jürgens: Mein Bruder John und ich verwalten ja den Nachlass unseres Vaters. Er hat ein riesiges Werk hinterlassen. Das zu sichten und aufzubereiten, ist eine wahnsinnige, zeitintensive Arbeit. Dabei wollen wir die Menschen auch überraschen – und ich glaube, mit einem Kinderalbum hat einfach niemand gerechnet. Das Kinderalbum ist unser Geschenk an Udos Fans. Das Schöne ist, dass die Lieder von Udo auch nach 50 Jahren noch aktuell sind. Mein Vater hat zeitlose Musik gemacht, die nie aus der Mode kommt. Und er hat sie wirklich selbst komponiert. So etwas gibt es heute eigentlich gar nicht mehr. Er war ein richtiger Chansonnier.
Was macht die Kinderlieder von Udo Jürgens so besonders?
Jürgens: Er singt nicht nur über banale Themen, sondern auch über Krieg und Armut. Die Kinder fühlen sich mit seinen Songs ernst genommen – und das haben Kinder gern. Ich wollte als Kind auch gerne ernst genommen werden. Und die Lieder haben nichts an ihrer Aktualität verloren. Leider, muss man ja fast sagen. Es gibt noch immer Krieg und viel Leid auf der Welt. Das hat es immer schon gegeben und wird es immer geben. Die Welt ist wunderschön, aber der Mensch ist leider, wie er ist.
Haben Sie ein Lieblingslied?
Jürgens: Ja, das ist der Song, nach dem wir das Album benannt haben: "Die Blumen blühn überall gleich". Der Titel sagt schon so viel aus. Dass Kinder auf der ganzen Welt die gleichen Spiele spielen und ähnliche Träume haben. Ich finde es so schön, dass nun die nächste Generation diese Lieder wieder hören kann und damit Udos Stimme an sie weitergegeben wird. Wobei es mich immer wieder überrascht, wie viele junge Menschen seine Lieder kennen.
Wie ist es für Sie, immer wieder die Stimme Ihres Vaters zu hören?
Jürgens: Es ist schön. Wissen Sie, die Trauer und der Schmerz verändern sich. Nun sind es bald neun Jahre, dass er gestorben ist. Er fehlt mir natürlich, aber man lernt, mit dem Verlust umzugehen. Jeder, der so etwas schon durchgemacht hat, weiß, wie es einem geht. Es ist schön, sich an ihn zu erinnern und ihn in seinen Liedern weiter zu erleben. Und man darf auch nicht vergessen, dass er 80 war. Sein Tod war unvorhergesehen, aber irgendwann ist das Leben nun mal vorbei, das kann man nicht ändern. Diese Endgültigkeit ist ein Schock. Dennoch ist es auch gut, dass wir irgendwann gehen müssen.
Inwiefern?
Jürgens: Ich glaube, dass die Menschen dadurch ihren Antrieb bekommen. Wenn man ewig leben würde, würde man doch alles aufschieben und wahrscheinlich nur faul in den Tag hineinleben, da man ja alles noch später machen kann. So aber setzt man sich Ziele, die man erreichen möchte. Ich möchte zum Beispiel mit meinem Mann noch ganz viel reisen. Ich bin mir der Endgültigkeit sehr bewusst und auch ein sehr organisierter Mensch. Deshalb habe ich mich bereits um Testament, Patientenverfügung und die ganzen Formalien gekümmert, damit meine Lieben wissen, was zu tun ist, wenn es so weit ist. Mir macht nur Angst, dass man mit zunehmendem Alter immer mehr Menschen verliert und wohl noch viele Abschiede bewältigen muss.
Umso mehr scheinen Sie Ihr Leben zu genießen…
Jürgens: Ja, ich habe das große Glück, dass ich nur noch das machen kann, worauf ich Lust habe. Das ist eine große Freiheit. Mit meinem Mann und seinen zwei Söhnen lebe ich auf einer Farm auf Mallorca, wo wir immer viel Arbeit haben. Mit der Schauspielerei habe ich vor einigen Jahren aufgehört und konzentriere mich nun auf meine Leidenschaft, die Fotografie. Im Jahr 2009 habe ich gemeinsam mit dem DRK-Düsseldorf das Projekt "Herzwerk – Aktiv gegen Armut im Alter" gegründet, wo ich auch immer involviert bin. Also, ich habe gut zu tun und wüsste gar nicht, was ich noch zusätzlich machen könnte. Nicht zu vergessen natürlich die Arbeit an Udos Nachlass. Viele denken ja immer, dann bringt man schnell mal ein paar Lieder raus. Aber das ist ein langwieriger Prozess.
Im vergangenen Jahr erschien die musikalische Zeitreise durch seine Karriere – „Da Capo“ -, jetzt das Kinderalbum. Darf man sich nun jedes Jahr auf Musik von Udo Jürgens freuen?
Jürgens: Ob es jedes Jahr etwas wird, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall wollen wir seine Stimme weiter zum Klingen bringen. Da wir die Menschen wie gesagt gerne überraschen wollen, kann ich noch nicht verraten, was wir als Nächstes planen.
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel