So wird der neue Stuttgart-Krimi
Seit 2008 gehen die beiden Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller, 68) und Sebastian Bootz (Felix Klare, 45) schon gemeinsam in Stuttgart auf Verbrecherjagd. In bislang 30 Fällen konnten sie sich dabei stets auf Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt (Jürgen Hartmann, 58) verlassen, der ihnen mit Kompetenz sowie Rat und Tat zur Seite stand. Doch im "Tatort: Vergebung" (Sonntag, den 19. November 2023 ab 20:15 Uhr im Ersten) ist plötzlich alles anders.
Dr. Vogt steht nicht nur im Mittelpunkt der Geschichte, sondern verhält sich von der ersten Sekunde an seltsam – immer verdächtiger. Ein düsteres Geheimnis seiner Vergangenheit holt ihn ein. In der Folge entwickelt sich ein Drahtseilakt für die Ermittler: Wie groß ist das Vertrauen und die Loyalität zu Dr. Vogt und ab welchem Punkt überwiegt das Misstrauen gegen den langjährigen Kollegen? Können Bootz und Lannert die Balance halten?
Darum geht’s im „Tatort: Vergebung“
Im "Tatort: Vergebung" steht das Ermittlerduo Lannert (Müller) und Bootz (Klare) vor einer kniffligen Herausforderung: Eine im Neckar gefundene Leiche wirft zahlreiche Fragen auf. Der Tote, vom Krebs zerfressen und offensichtlich ertrunken, könnte dennoch Opfer eines Verbrechens sein. Einige Hinweise deuten auf Mord hin. Oder war es Suizid? Die Kommissare durchforsten das Leben des Matthias Döbele (Volker Muthmann, 46 und Xari Wimbauer, 17), von seiner Familie bis zu seinem Freundeskreis, auf der Suche nach Verdächtigen.
Ihre Untersuchung nimmt eine unerwartete Wendung, als sie erfahren, dass Gerichtsmediziner Dr. Daniel Vogt (Hartmann und Immanuel Krehl) den Toten als Jugendfreund erkannte, aber diese Information für sich behielt. Vogts Zurückhaltung und seine anscheinend unzureichende Untersuchung des Toten verstören die Kommissare. Sie wissen nicht, dass Vogt kurz vor Döbeles Tod um einen Rückruf gebeten wurde, ein Versäumnis, das ihn nun umtreibt. Anstatt mit Lannert und Bootz zusammenzuarbeiten, beginnt Vogt eigenmächtig, in seinem Heimatort Nachforschungen anzustellen. Was hat die Vergangenheit mit dem Tod von Döbele zu tun?
Lohnt sich das Einschalten?
Absolut, mit minimalen Abzügen in der B-Note. Lannert und Bootz haben es in ihren rund 15 Jahren Ermittlungsarbeit in Stuttgart geschafft, zu einem der sehenswertesten Ermittler-Teams im "Tatort"-Universum zu reifen. Die Chemie und Harmonie zwischen den beiden Schauspielern Müller und Klare ist dabei auch in jeder Sekunde von "Vergebung" greifbar. Hinzu kommt ein – im positivsten Sinne – unaufgeregtes Drehbuch mit klassischer Krimi-Thematik: Vergangenheit trifft Gegenwart. Alte Leichen im Keller kommen plötzlich an die Oberfläche, Menschen werden mit ihren Lebenslügen konfrontiert und längst vergessen geglaubte Liebschaften sind von einer Sekunde auf die andere wieder präsent.
In dieser Gemengelage manövriert sich "Vergebung" spielend leicht – mit Spannung und Charme garniert – durch die 90-Minuten. Dabei kommt der Film (Gott sei Dank!) völlig ohne Psycho-Terror, Horror-Szenen oder Action-Sequenzen aus. Im Mittelpunkt stehen die Protagonisten, die Ermittlungsarbeit und eine Geschichte, die einfach erzählt werden muss. Einziges Manko: das etwas langatmige Ende. Circa zehn Minuten vor dem Ende des Films ist eigentlich alles klar, der Fall ist geklärt und die Kommissare haben den Täter – zumindest in ihren Köpfen – überführt. Warum man dann noch einen künstlerischen Höhepunkt mit konstruiert wirkendem Drama an das Ende kleben muss, erschließt sich nicht ganz. Dennoch: "Tatort"-Krimis auf diesem Niveau wünscht man sich Woche für Woche!
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